An einem sonnigen Morgen sollten Aiko und Yoshiko an das andere Ende der Stadt gehen; dort gab es ein Massagestudio, in dem gerade eine Stelle frei war.
Yoshiko sollte den Besitzer zeigen, wie sie massieren konnte und Aiko sollte sie dorthin begleiten. Die Mädchen waren sehr aufgeregt. Wenn es klappen sollte, würde Yoshiko nicht mehr in der Anma-Schule sein! Es war traurig und aufregend zugleich. Aiko wollte nicht wieder jemanden verlieren, der ihr sehr nahestand. Anderseits hatte sie gewusst, dass sich für Yoshiko eine gute Gelegenheit ergab, das eigene Leben zu meistern und Aiko wollte ihr dabei helfen.
Als sie auf die Hauptstraße kamen, sah Aiko Plakate auf denen stand, dass bald ein Basho, also ein Wettbewerb von Sumo-Kämpfern in der Stadt stattfinden sollte. Da jubelte ihr Herz und sie dachte, dass sie dort vielleicht Takeru finden konnte.
„Er muss so groß geworden sein und sicher ist er ein guter Kämpfer, schließlich bedeutet sein Name ‚der Krieger‘ oder ‚der Berg“, überlegte sie sich. Jetzt war sie auch nicht mehr traurig darüber, dass Yoshiko weggehen könnte, denn sie hatte neue Hoffnung geschöpft!
Yoshiko durfte in dem Massagestudio bleiben und sollte gleich am nächsten Tag zu arbeiten beginnen. Die Mädchen gingen zurück zur Anma-Schule, um die Sachen von Yoshiko zu holen. Sie wollte sich auch noch von den anderen Schülern verabschieden. Nun war sie mit einem Schlag „die Große“, weil sie schon eine Stelle bekommen hatte und nicht mehr in der Schule bleiben musste.
Der Abschiedsabend verlief lustig und gesellig. Es kamen Musiker und trugen zur Festlichkeit des Abends mit traditionellem Gesang und Musik des Sanshin (einem Saiteninstrument) bei. Sie spielten schöne Lieder. Aiko konnte die Musikerin sehen, die Koto spielte, wie damals, als Aiko halb-verhungert, verunsichert und hoffnungslos auf der Treppe gesessen hatte und das erste Mal in ihrem Leben dieses Instrument gehört hatte. Es waren aber noch andere Musiker dabei. Besonders fiel Aiko der Klang der Shamisen auf, einem Musikinstrument von den Ryūkyū-Inseln.
Am nächsten Tag brachte Aiko ihre Freundin zur Massageschule und verabschiedete sich. Sie versprach Yoshiko zu besuchen, sobald es ihre vielen Verpflichtungen zuließen. Auch Yoshiko konnte sich nicht so frei bewegen, da ihr Chef wollte, dass sie viel arbeitete und er letztendlich der Schule das Geld für Yoshikos Ausbildung zurückzahlen musste, wie es die damaligen Regeln verlangten.
Aiko wollte unbedingt den Sumo-Kampf sehen. Weniger wegen des Kampfes selbst, als vielmehr aus Neugierde darüber, etwas über Takeru zu erfahren. Sie hatte sich den Namen seines Sumo-Meisters gemerkt und hoffte, dass sie sich bei ihm erkundigen konnte. Sie bat die Besitzerin der Anma-Schule ihr an diesem Tag frei zu geben.
Es regnete in Strömen. Aiko war ganz durchnässt, als sie in die Halle kam. Diese ähnelte eher einem Stall als einem Wettbewerbsort, so fand sie. Es waren viele Menschen da. Männer, Frauen und sogar Kinder waren dabei, die herumstanden und sich auf die Unterhaltung freuten. Aiko war sehr aufgeregt: Ihr Herz pochte und die Wangen waren rot, die Füße waren ganz kalt und ihre Hände zitterten ein wenig. „Meine Güte, vielleicht sehe ich Takeru heute sogar,“ dachte sie sich.
Die Kämpfer kamen und zeigten sich dem Publikum. Aiko konnte Takeru nicht erkennen. Vielleicht war sie zu weit von der Bühne entfernt oder einfach zu aufgeregt, um richtig zu sehen. Der Ring wurde mit Salz gereinigt und die Kämpfe hatten begonnen. Aiko war sehr neugierig und versuchte immer etwas näher zum Kampfring zu kommen. Dabei näherte sie sich einer Frau. Es war die Ehefrau des Oyakata (Stallmeister), die auch an der Organisation des Turniers beteiligt war. Bei ihr wollte sich Aiko endlich nach dem Meister von Takeru erkundigen.
Die liebe Dame halft ihr gerne und sagte, dass seine Schule sich auf der Insel Ishigaki im Churaumi-Meer befinde. Leider war der Meister dieses Mal nicht gekommen und Aiko ging nach Hause. Sie war aber sehr froh darüber nun zu wissen, wo sie den Rikishi, so nannte man verdiente und erfahrene Sumo-Ringer, finden konnte.
In den folgenden Tagen überlegte Aiko, wie sie zur Ishigaki-Insel kommen konnte. Diese Insel war für ihre alten Schreine bekannt. Man sagte auch, dass man auf dieser Insel den Sternen am nähersten kommen konnte. In den wolkenlosen Nächten könnte man 82 Sternbilder und 21 sehr große Sterne sehen. Sogar ein sehr spezielles Bild – das Kreuz des Südens - könne man von Dezember bis Juni hier bewundern.